Reise-Wanderprojekte im In- und Ausland

Ein erstes Kennenlernen von Jugendlichem und Betreuerteam erfolgt meist in Deutschland noch vor dem Reise-Wanderprojekt. Alternativ kann diese Phase jedoch auch im Ausland begonnen werden. Wichtig ist hierbei allen am Projekt beteiligten Personen die Möglichkeit zu bieten, sich einander anzunähern und die Bereitschaft eine Beziehung während des Projektverlaufs einzugehen.

Die weiteren Reisevorbereitungen werden gemeinsam getroffen. Der Jugendliche wird in die Planung der Route und des weiteren Projektablaufs nicht nur miteinbezogen. Vielmehr hat er die Möglichkeit seine Wünsche und Ziele selbst zu formulieren und umzusetzen. Der Jugendliche wird mit Unterstützung des Betreuerteams, die Tagesstruktur eigenständig erarbeiten.

Wichtig ist es, dem jungen Menschen das Vertrauen zu vermitteln, selbstständig den Tagesablauf zu planen und an die jeweilige Route anzupassen. Mit Karte bestückt können so die Tagesrouten aufgestellt werden. Eine tägliche Strecke sollte im Bereich von 20 km bis zu 35 km liegen. Auch hier wird die Entfernung der täglichen Strecke an die Kondition des Jugendlichen angepasst und kann im Laufe der Projektlaufzeit jederzeit verändert werden.

Neben der Planung der Route müssen auch Wetterbedingungen und Unterkunftsmöglichkeiten eruiert werden, wie zum Beispiel auf welcher Route es sich anbietet eine Übernachtung in einer festen Unterkunft zu buchen und wann es sich anbietet, im Freien zu schlafen. Auch Waschsalonbesuche in regelmäßigen Abständen und Einkaufsoptionen müssen in die tägliche Planung mit einfließen.

Mit der nötigen Übung und gesammelten Erfahrung kann so der Jugendliche oftmals schon nach kurzer Projektlaufzeit den Tag selbstständig und eigenverantwortlich planen und erfährt so zunehmend das nötige Selbstvertrauen und die Wichtigkeit einer geregelten Tagesstruktur. Mahlzeiten werden gemeinsam zubereitet und eingenommen.

Während der eigentlichen Wanderung finden am Abend gemeinsame Reflexionsgespräche statt. Hier kann besprochen werden, welche positiven oder auch negativen Aspekte bei der Wanderung erkennbar waren. Optimierungsprozesse können so leichter umgesetzt und akzeptiert werden.

Der Jugendliche und das Betreuerteam begeben sich zunächst auf eine gemeinsam geplante Wandertour mit dem Rucksack. Die Tagesstruktur ist auch hier geprägt von gemeinsamen Aktivitäten, das Meistern verschiedener Herausforderungen, selbstständiges Handeln und das gemeinsame Erleben der Natur. Zu Beginn steht das Ziel, Vertrauen aufzubauen und einen respektvollen Umgang miteinander zu führen, im Vordergrund. Auf dem gemeinsamen Weg wird der junge Mensch kontinuierlich mit neuen Herausforderungen konfrontiert, welche es zu meistern gilt.

Der junge Mensch wird täglich neue Erfahrungen sammeln. Er lernt, dass er in der Lage ist, Schwierigkeiten zu meistern und eigene Lösungsstrategien zu entwickeln. Die physischen und psychischen Herausforderungen des Reiseprojektes und die hiermit einhergehenden Erfolgs- aber auch Frustrationserlebnisse bieten die Möglichkeit zur Erfahrung der eigenen Grenzen. Positive Erlebnisse stärken das Selbstvertrauen und er lernt sich selbst mit seinen Stärken und Schwächen besser einzuschätzen und zu akzeptieren. Das Erfahren von körperlicher Wirksamkeit und Willenskraft in Ausnahmesituationen sind eine ideale Methodik zur Erlangung von einem neuen Selbstbild und der Förderung vorhandener Kompetenzen.

Die Zeit in der Natur fernab der Zivilisation ermöglichen es dem Jugendlichen zur Ruhe zu kommen. Ein gemeinsamer und geregelter Tagesablauf und das gemeinschaftliche Erleben der Natur inklusive ihrer Besonderheiten fördern die Zusammenarbeit zwischen dem jungen Menschen und seinen Betreuern mit dem Ergebnis Vertrauen zu fassen und sich einlassen zu können. Selbstständiges Handeln und daraus resultierende Konsequenzen, sich selbst spüren und fühlen, sind Teile dieser sehr natur- und erlebnisintensiven Phase. Der abendliche Austausch bietet die perfekte Möglichkeit der Reflexion und kann genutzt werden, um in einem persönlichen Rahmen das Erlebte zu verarbeiten und bei Bedarf Veränderungen im Ablauf vorzunehmen.

Die Reiseprojekte eignen sich ideal um den Jugendlichen einen ersten Abstand zu seinem bisherigen Lebensumfeld und den damit verbundenen, negativen Verhaltensmustern zu ermöglichen.

Da es sich bei dieser Projektkonzeption um ein individuell veränderbares Modell handelt, bestehen im Anschluss daran mehrere Optionen.

1. Es erfolgt ein gemeinsamer Transfer innerhalb Deutschlands. Gemeinsam mit dem Jugendlichen und den am Erziehungsprozess beteiligten Personen werden die Erlebnisse reflektiert. Die im Vorfeld formulierten Zielsetzungen werden überprüft. In einem durchgeführten Hilfeplangespräch werden weitere Nah- und Fernziele und die Möglichkeit ihrer Umsetzung besprochen.

2. Im Anschluss an das Reiseprojekt ist eine Unterbringung in einem unserer Standortprojekte möglich.
Das Projekt richtet sich an einen männlichen Jugendlichen im Alter von 12-18 Jahren. Ausschlusskriterien sind akute Drogenabhängigkeit und/oder akute Eigen-bzw. Fremdgefährdung.